Gusuku-Stätten und verwandte Eigenschaften des Ryukyu-Königreichs (Weltkulturerbe/2000)

In Okinawa wird eine Gruppe von neun Gebäuden und Ruinen unter dem Namen „Gusuku-Stätten und verwandte Eigenschaften des Ryukyu-Königreichs“ als Weltkulturerbe aufgeführt. Der Begriff „Gusuku“ hatte zur Zeit des Ryukyu-Königreichs Festungen bezeichnet, die von mächtigen Klans errichtet wurden, die die Regionen beherrschten. Heute repräsentieren sie ein einzigartiges historisches Erbe in der Welt.

In der Altstadt von Naha (der Hauptstadt der Okinawa-Präfektur) befindet sich das Schloss, „Shuri-jo“, ein Weltkulturerbe der UNESCO. Von 1429 bis 1879 war es der Sitz des Königreichs Ryukyu, ein unabhängiges Königreich vor der Annexion durch Japan.

Die aufeinanderfolgenden Ryukyu-Könige förderten den Seehandel auf einem Gebiet, das sich von der Hauptinsel Japan, von China und Korea bis zum fernen Malakka (Malaysia)erstreckte.

Shuri-jo diente nicht nur als politisches und diplomatisches Zentrum des Königreichs, sondern auch als Tempel für die Durchführung religiöser Riten.

Das Schloss ist eigentlich ein Komplex von mehreren Gebäuden, einschließlich des Hauptgebäudes, des Nordgebäudes und des Südgebäudes, umgeben von Steinmauern. Es präsentiert eine einzigartige Architektur, die chinesische, japanische und Okinawa-Stile vereint. Besonders die japanischen und chinesischen Einflüsse sind überall im Schloss sichtbar, zum Beispiel in der architektonischen Formensprache oder in der Wahl der Farben.

Das Schloss war im Zweiten Weltkrieg Hauptquartier des japanischen Oberkommandos und wurde zerstört. „Shurei-mon“, das Eingangstor zum Schloss wurde erst 1958 nachgebaut. Das schöne Tor ist als Symbol für Okinawa bei den Touristen beliebt, und man kann auf japanischen 2000 Yen Geldscheinen seine Abbildung finden. Auch die große Seiden-Halle wurde restauriert.

 

Drei Welterbe-Stätten befinden sich in der Nähe vom Schloss Shuri-jo. Die Könige kamen jedes Mal zum „Tor der Sonohyan-utai“, als sie das Schloss verließen, um für die eigene Sicherheit zu beten. Das Tor durfte niemand außer den Königen durchqueren.

Außerhalb der Mauer diente das „Tamaudun“ als Mausoleum für die Könige des Ryukyu-Königreichs. Und etwa 2 Kilometer südlich vom Schloss Shuri liegt der „Shikinaen“, ein Garten, der 1799 fertiggestellt wurde. Es gab früher hier ein Gästehaus für die Boten der chinesischen Kaiser. Im Zweiten Weltkrieg wurden allerdings die meisten Gebäude niedergebrannt.

Auf der westlichen Seite der Hauptinsel Okinawa, befinden sich die Ruinen von „Nakijin-jo“. Das Schloss wurde von Hokuzan-o gegründet, der von Gosamaru, einem Kammerherr des ersten Königs des Ryukyu-Königreichs, getötet wurde. Das Schloss wird auch das „Schloss der Gottheiten“ genannt. In den Ruinen von „Zakimi-jo“, das auf einem Hügel mit Blick auf die Westküste liegt, zieht das alte Portal Keystone-Bogen besondere Aufmerksamkeit der Besucher auf sich.

 

Auf der Pazifik-Seite der Insel befindet sich das Schloss „Nakagusuku-jo“. Der Kammerherr
Gosamaru verübte in diesem Schloss Selbstmord. Das Schloss bietet mit seiner Festung, seinen Mauern und dem Torbogen ein perfektes Beispiel für die typischen architektonischen Gusuku- Formen. Nördlich vom Schloss „Nakagusuku-jo“ liegt das älteste Beispiel eines Gusukus, Schloss „Katsuren-jo“.

Die letzte Welterbe-Stätte „Seifa-utaki“ war das höchste Heiligtum im Ryukyu-Königreich. Im Volksmund bedeutet „Seifa“ „höchste Position“. Der Zugang zu diesem Heiligtum, die einst bestimmten Personen vorbehalten war, steht heute allen Besuchern offen. Um diese Gebetstätten rein zu halten, wurde der Sand, mit dem der Boden übersät ist, von der Kudaka-Insel her transportiert. Nach einer Überlieferung kam der Gott „Amamikiyo“ vom Himmel zur Kudaka-Insel herab und fing an, das Land zu schaffen. Seitdem wird diese Insel als die heiligste Stätte in Okinawa angesehen. Im Herzen des tiefen Waldes, wo Seifa-utaki gefunden wird, beten die Menschen zur Meerseite, in die Richtung, wo der Kudakajima-Schrein liegt. Wir können noch heute die Atmosphäre der alten Zeiten genießen, indem wir die Luft dieses geheimnisvollen Waldes atmen.

Hiraizumi (Weltkulturerbe/2011)

In der Blütezeit der Stadt (im 12. Jahrhundert) wollten drei Herrscher des Fujiwara-Klans hier ein buddhistisches Paradies auf Erden errichten, und deswegen ließen sie zwei Tempel, den Motsu-ji Tempel und den Chuson-ji Tempel, ausbauen. Diese zwei Tempel repräsentieren am besten die alte Pracht der Stadt Hiraizumi.

Bis ins 7. Jahrhundert wohnten in der Umgebung von Hiraizumi die Emishi-Ainu, die Urjapaner. Dann wurden sie in den Norden vertrieben. Die Provinz Mutsu kam im 11. Jahrhundert unter die Verwaltung der Familie Fujiwara, die Hiraizumi zu ihrer Residenzstadt auswählte und ihr über vier Generationen (1090-1189) das Gepräge gab. Der erste Herrscher, Fujiwara no Kiyohira, war durch seinen Grundbesitz und auch das Gold, das in den Flüssen gefunden wurde, reich und unabhängig geworden. Er wollte seine Residenzstadt mit Hilfe der hervorragendsten Künstler und Handwerker Kyotos zu einem buddhistischen Paradies auf Erden umgestalten. Die beiden Tempel, die er erbauen ließ, waren schon in der Heian-Zeit (794-1185) die mächtigsten Tempel im nordöstlichen Teil Honshus. Diese Prosperität der Familie Fujiwara ging bis in die Zeit von Hidehira, dem Enkelsohn von Kiyohira, fort.

Minamoto no Yoshitsune, Japans tragischer Held, suchte hier Schutz vor Minamoto no Yoritomo, seinem eifersüchtigen Bruder und Japans ersten Shogun, wurde aber von Yasuhira, dem vierten, letzten Fujiwara-Führer, verraten und getötet. Yoritomo wandte sich daraufhin gegen Yasuhira und vernichtete den Fujiwara-Klan.

 

Noch bis ins Mittelalter bewahrten die Tempel als Stätten religiöser Übung ihren Einfluss, aber danach verwaisten und verfielen sie, bis in die 60er Jahre, in der Chuson-ji Tempel intensiv restauriert wurde.

 

Motsu-ji Tempel: Dieser Tempel wurde im Jahr 850 von Jikaku-daishi (oder auch Ennin, 794-864) gegründet, und im 12. Jahrhundert von Fujiwara no Motohira bedeutend erweitert. Von dieser stattlichen Tempelanlage bleiben heute nur noch die 1732 rekonstruierte Jogyo-do, die Hokke-do, einige Fundamente alter Gebäude und die Reste eines Paradiesgartens übrig.

 

Chuson-ji Tempel: Der Tempel wurde auch 850 von Jikaku-daishi als Tendai-Tempel gegründet, und 1108-1126 von Fujiwara Kiyohira zu einem Komplex mit 40 Gebäuden, in denen 300 Mönche lebten, erweitert. In dieser Zeit entstanden die Pagode, die Große Amida-Halle, die Sutren-Halle und die berühmte Goldene Halle, Konjiki-do, die neben dem Byodo-in von Uji in Kyoto, zu den bedeutendsten und sicherlich auch den beeindruckendsten architektonischen Zeugnissen der Heian-Zeit gehört. Kiyohiras Sohn und Enkelsohn, Motohira und Hidehira, führten das Werk weiter und etablierten ein großes und bedeutendes buddhistisches Zentrum. 1337 wurden Teile der Goldenen Halle und der Sutren-Halle durch einen Brand zerstört und auch viele der anderen Bauten brannten vollständig nieder. Gleich hinter dem Eingang zur Tempelanlage, führt ein von 400-jährigen Zedern gesäumte Abhang, der Tsukimi-zaka, die Besucher zum Gebäude Benkei-do, das an den legendären heldenhaften Begleiter von Minamoto no Yoshitsune, Benkei erinnert, und eine Jizo-Skulptur beheimatet. Daneben befinden sich Statuen Yoshitsunes und Benkeis.

Die Hauptattraktion der Anlage ist Konjiki-do, der von Kiyohira auf Wunsch seiner Frau erbautet wurde. Das Gebäude, das 1124 fertiggestellt wurde, ist ein Mausoleum. Dort befinden sich die mumifizierten Überreste von Persönlichkeiten der Familie Fujiwara. Das hölzerne Gebäude, mit quadratischem Grundriss von 5.5 Meter und 8 Meter Höhe, ist innen vergoldet. Es enthält ein Ensemble von drei erhöhten Altären unter einer Art Baldachin, der von vier Säulen getragen wird. Von den 33 Figuren, die in Gruppen zu je 11 jeden der drei Altäre schmücken, sind bis auf eine vollständig erhalten.

In der Mitte befindet sich ein sitzender Amida Nyorai. Er wird recht und links flankiert von einer stehenden Kannon-Bosatsu und einer stehenden Seishi-Bosatsu sowie von sechs Jizo, je drei rechts und links und vorne von zwei der vier Himmelskönige, nämlich Jikoku-ten und Zojo-ten geschützt.

Die ganze Halle ist innen mit schwarzem Lack überzogen, in den Vergoldungen und Perlmutt-Dekorationen mit großem Detail-Reichtum eingebracht sind. Am Alterspodest findet sich der Phönix bzw. Pfau als Motiv. Die Verwendung von asiatischen Rosenholz und afrikanischem Elfenbein belegt die extensiven Handelsbeziehungen der Zeit.

Seit ihrer Restaurierung in den Jahren 1962-1968, geschützt von Beton und dickem Glas, trägt sie den Namen der „Goldenen Halle“ wieder mit vollem Recht. Sie versinnbildlicht Amidas Reines Land. Ein Prachtgebilde sondergleichen, das schon im 13 . Jahrhundert mit einem Schutzhaus ummantelt wurde.