Erlösung im Zojo-ji Tempel

Exif_JPEG_PICTURE

Zojo-ji

Der Zojo-ji ist ein buddhistischer Tempel der Jodo-Schule im Stadtteil Shiba-koen, er liegt am Fuße des Tokyo-Tower. Der Tempel ist als der Familientempel des Tokugawa-Clans bekannt.

Sechs Tokugawa-Shogune (Hideyori, Ienobu, Ietsugu, Ieshige, Ieyohi und Iemochi) und ihre Ehefrauen haben hier ihre Ruhestätte.
Der Überlieferung nach begegnete der Abt Jiso 1590 vor diesem Tempel dem berühmten Tokugawa Ieyasu, der zufällig an diesem Tempel vorbei einen Spaziergang machte. Diese Begegnung musste einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, denn von diesem Tag an wurde der Zojo-ji zum Familientempel Tokugawa-Clans erhoben wurde. In den darauf folgenden Jahrhunderten blühte der Tempel richtig auf, er wurde zu einem der wichtigsten Ausbildungszentren für junge Mönche. auf seiner Anflage befanden sich etwa 48 Hörsäle und mehr als 100 Wohnheime für die Mönchsschüler. In der Blütezeit wohnten etwa 3.000 Mönche dort. Als Tokugawa Ieyasu 1616 im Alter von 75 Jahren starb, wurde die Trauerfeier in diesem Tempel abgehalten.

Nach dem Ende der Edo-Zeit und dem Fall des Tokugawa-Clans kamen schwierige Zeiten auf den Tempel zu. Die Meiji-Regierung konzentrierte sich stärker auf die shintoistischen Traditionen und wertete den vom Festland importierten Buddhismus ab. Shintoistische Schreine wurden gefördert, und buddhistische Tempel vernachlässigt. Als im Jahr 1873 der Tempel durch einen verheerenden Brand weitgehend zerstört worden war, wurde der größte Teil der Tempelanlage zu einem Park erklärt, dem heutigen Shiba-Koen. 1945 wurde der Tempel durch die amerikanischen Luftangriffe total zerstört. Aber dank großzügiger Spenden aus ganz Japan konnte 1952 ein provisorisches Hauptgebäude errichtet werde, das schließlich 1975 fertig gestellt wurde. 1989, zum fünfhundertfünfzigsten Todestag des Tempelgründers, kam ein weiterer Neubau hinzu, das so genannte Kaizando.

Das zweistöckige Tor, das „Sangedatsumon“ (Sangedatsu-Tor) wurde 1622 errichtet und blieb sogar im Zweiten Weltkrieg verschont. „Sangedatsu“ heißt „drei Erlösungen“. Man sagt, wenn man durch das Tor in die Tempelanlage reingeht, kann man die Erlösung von drei Leiden erfahren: Gier, Hass und Dummheit. Da könnten einige Menschen mal durchgeschickt werden.

Der Hauptgott des Tempels befindet sich in einer Halle, die rechts von dem Hauptgebäude liegt. Er wird repräsentiert von einer schwärzlichen Statue, die etwa 80 Zentimeter groß ist und von einem berühmten Mönch der Heian-Zeit (794-1185), namens Genshin geschaffen wurde. Die ursprünglich goldene Statue ist im Laufe der Zeit nachgedunkelt, und wird deswegen „Kuro-Honzon“ genannt. „Kuro“ heißt „schwarz“ und „Honzon“ bedeutet „Hauptgott“. Es heisst, Tokugawa Ieyasu betete oft vor dieser Buddha-Statue mit großer Hingabe. Er soll die Statue sogar aufs Schlachtfeld mitgenommen haben. Heutzutage betet man zu diesem Gott um Erfolg bei einem Wettbewerb oder um Vertreibung von Unglück. Die Statue wird nur drei Mal pro Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: am 15. Januar, am 15. Mai und am 15. September.

Keiko Onozuka

Kanda Myojin

Für alle Lebenslagen, Wünsche und Bedürfnisse gibt es in Japan spezielle Schreine mit spezialisierten Göttern. Leidet man an einer Erkrankung, sucht man einen Ehepartner oder einen neuen Job, wünscht man sich Erfolg bei der anstehenden Aufnahmeprüfung, dann geht man zu einem passenden Schrein, bei dem man um göttliche Unterstützung bitten kann. Ein Schrein, der touristisch nicht sonderlich bekannt ist, der sich bei den Tokiotern wegen seiner spezifischen Götter aber großer Beliebtheit erfreut, ist der Kanda-Myojin. Dieser Shinto-Schrein liegt unweit vom Ochanomizu-Bahnhof und vom Stadtteil Akihabara. Seine Gründung geht auf das Jahr 730 zurück. Allerdings war er zu seiner Anfangszeit in einem anderen Bezirk, der heute „Otemachi“ heißt.

Dieser Schrein ist drei Göttern geweiht.
Daikoku: Daikoku ist eine shintoistische Gottheit, der bei der Gründung Japans seiner Finger im Spiel hatte. Bei ihm beten ledige Menschen um eine Eheschließung, und Ehepaare um eine friedliche und harmonische Ehe.

Ebisu: Ebisu ist ebenfalls ein schintoistischer Gott, der als der Fischer-Gott bekannt ist. Vor ihm betet man um geschäftlichen Erfolg und Gesundheit. Am Jahresanfang pilgern Scharen von Unternehmensabteilungen zu Ebisu, um bei ihm um göttlichen Beistand für den nächsten Jahresabschluss und die Leistungsperformance zu bitten.

Taira no Masakado (-940): Taira no Masakafo ist ein Samurai aus der Heian-Zeit (794-1133). Er herrschte über die Kante-region und rebellierte gegen die kaiserlichen Machthaber in Kyoto, was ihn bei der regierungskritischen Kanto-bevölkerung äußerst populär machte. Nachdem er 940 in einem Kampf getötet worden war, wurde sein Haupt zum Kanda-Myojin gebracht und dort begraben. Ein paar hundert Jahre später spielte Masakado dann nochmals eine wichtige Rolle. Die Kanto-Region wurde im 14. Jahrhundert nämlich von einer Reihe verheerender Seuchen heimgesucht. Man konnte sich diese Katastrophen nur damit erklären, dass mit dem toten Masakado ein Fluch verbunden sein musste, der für all diese Übel verantwortlich war. Also hielt man rasch eine stattliche Gedenkfeier ab, und seit dieser Zeit wird Masakado als Gott des Sieges verehrt.

1600 betete Tokugawa Ieyasu hier zu Gott um seinen Sieg und Erfolg, kurz vor seinem Aufbruch nach Sekigahara (in der jetzigen Gifu-Präfektur), wo die berühmte Schlacht von Sekigahara stattfand. Und tatsächlich: Ieyasu ging als triumphaler Sieger vom Platz, und er gründete seine Regierung in Edo, dem heutigen Tokio. Weil Ieyasu der Kanda Myojin ans Herz gewachsen war, ließ er ihn 1616 schließlich an den heutigen Standort verlegen. Dabei lag der Schrein in der Unglück verheißenden Richtung. Die Aufgabe des Schreins bestand daher von nun an darin, die bösen Geister von Edo fernzuhalten. Während der ganzen Edo-Zeit (1603-1868) hindurch wurde der Schrein von dem Tokugawa-Clan besonders geschützt, und gleichzeitig war er auch unter dem einfachen Volk sehr beliebt.

In der Meiji-Zeit (1868-1912) wurde der Schrein offiziell in „Kanda Jinja“ umbenannt.
Die meisten Menschen nennen den Schrein aber immer noch mit dem
vertrauten Namen „Kanda-Myojin“. 1923 wurde beim Großen Kanto
Erdbeben das Hauptgebäude komplett zerstört. Ein umstrittener Betonbau kam an seine Stelle. Heute wird der Schrein auch gern für Hochzeiten genutzt. Für diesen Zweck wurde nach dem 2. Weltkrieg ein großer Festsaal dazu gebaut.

Der Kanda-Myojin gehört bestimmt nicht zu den attraktivsten Schreinen, aber aufgrund seiner Geschichte ist er für mich ein ganz besonderen Schrein in Tokio.

Keiko Onozuka