294 architektonische Sehenswürdigkeiten in Kyoto sind zu wichtigen Kulturgütern ernannt, 50 davon zu Nationalen Schätzen. Keine andere Stadt hat so viele Kulturschätze aufzuweisen. Kyoto war über 1000 Jahre Hauptstadt Japans, seitdem das politische Zentrum 794 nach Kyoto verlegt wurde.
Erstaunlich ist, dass die meisten Bauwerke in Kyoto noch immer im gleichen Zustand wie damals existieren, als sie vor mehreren hundert Jahren fertiggestellt worden waren. Durch zahlreiche Kriege und Brände ist die Mehrzahl der hölzernen Gebäude verbrannt worden. Aber die jeweiligen Herrscher legten großen Wert auf Aufrechterhaltung ihrer Kulturgüter und ließen sie originaltreu wiederaufbauen.
Nicht nur wegen der wertvollen Architektur an sich, sondern auch wegen der Bemühungen um die Kulturpflege wurden im Jahr 1994 16 Tempel und eine Burg in Kyoto zum UNESCO Kulturerbe ernannt. Im Jahr 1994 wurde in Kyoto der 1200. Gedenktag zur Hauptstadt-Verlegung abgehalten. Dieses Jubiläum gab Anlass zu dieser Ehre, auf der UNESCO-Liste aufgenommen zu werden.
- Burg Nijo
Die Burg Nijo war die Residenz der Tokugawa-Shogune in Kyoto, die Japan von 1603 bis 1868 für mehr als 200 Jahre regierten. Der breite Graben, die massiven Steinmauern sowie die schweren und doch kunstvollen Tore beeindrucken noch immer. Das Gelände ist groß und umfasst mehrere anmutige Gärten sowie Pflaumen- und Kirschbaumhaine. Im Inneren des Palastes befinden sich zahlreiche Meisterwerke der japanischen Kunst. Besonders die Wandschirme in der Hauptkammer sind bewunderungswürdig. Die Wandschirme wurden von Künstlern der Kano-Schule gemalt. Man arbeitete mit satten Farben und großen Mengen an Blattgold, um Blumen, Bäume, Vögel und Tiger dazustellen. „Nachtigallenböden“, die beim Betreten quietschen und damit jeden Eindringling an die Wachen verraten sollten, sind auch sehr berühmt.
- Tempel Byodo-in

Dieses prachtvolle Gebäude, ursprünglich eine Privatresidenz der Familie Fujiwara, wurde im Jahr 1052 in einen buddhistischen Tempel umgewandelt. Die Familie Fujiwara nahm im 11. Jahrhundert als Regent die kaiserlichen Regierungsgeschäfte war. Die sogenannte „Phönixhalle“ (Hoo-do), richtiger bezeichnet als Amida-do, wurde 1053 erbaut und ist als einziges der ursprünglichen Gebäude erhalten geblieben. Die Haupthalle des Byodo-in wurde erbaut als Nachbildung von Buddhas Palast im Paradies. Im Inneren des Tempels befinden sich eine Statue des Amida Buddha und anmutige Darstellungen von Boddhisattvas in verschiedenen Posen um sie herum. Man sagt, diese Statuen entstammen alle der Hand des Priesters und Bildhauermeisters Jocho.
- Schrein Ujigami-jinja
Dieser Schrein wurde um 1060 erbaut und ist der älteste, erhaltene Schrein in ganz Japan. Der Schrein ist einem kaiserlicher Prinzen gewidmet, der Selbstmord beging, um einen Streit über die Thronfolge zu lösen. Dieser Prinz, sein Bruder , der später Kaiser geworden ist, und sein Vater liegen hier begraben in der Haupthalle.
- Tempel Daigo-ji
Eine Halle wurde 874 auf dem Gipfel des Daigo-Berges durch den Mönch Shobo erbaut. Später
wurden am Fuße des Berges das Hauptgebäude, kleinere Gebäude sowie eine fünfstöckige Pagode gebaut. Diese Pagode hat den Onin-Krieg (1467-1477) überlebt und ist heute das älteste Gebäude in Kyoto. Jedes Jahr, am zweiten Sonntag im April, findet ein Fest zum Gedenken an das berühmte Kirschblütenfest statt, das Toyotomi Hideyoshi 1598 veranstaltete.
- Tempel Kiyomizu-dera
Die Geschichte des Tempels reicht bis ins Jahr 798 zurück. Der Tempel erhielt seinen Namen vom Wasserfall auf der Tempelanlage, der von den nahen Hügeln herunterkommt. „Kiyoi Mizu“ bedeutet wörtlich „reines Wasser“. Die Haupthalle des Kiyomizu-dera ist für ihre weite Terrasse bekannt, die zusammen mit der Haupthalle auf einer hölzernen Balkenkonstruktion an einem steilen Berghang errichtet wurde. Diese Terrasse bietet eine beeindruckende Sicht auf die Stadt.
An dem Fuß des Abhangs befindet sich der Wasserfall, „Otowa-no-Taki“ wo drei einzelne Wasserkanäle in ein Becken stürzen. Tempelbesucher fangen das Wasser in Metallschalen auf und trinken es, da gesagt wird, dass es heilende Kräfte besitzt und Gesundheit, ein langes Leben und Erfolg bringt.
- Tempel Nishi-Hongan-ji
Der Tempel wurde 1272 von der Tochter des Sektengründers Shinran gegründet. Shinrans
Lehren waren einfacher als die Lehren anderer buddhistischer Schulen und erlangten daher große Beliebtheit bei den Armen. Sein Einfluss wuchs rasch, so dass der herrschende Shogun bald anfing, den Einfluss des Tempels zu fürchten. Deshalb wurde die Sekte mit der Gründung des konkurrierenden Tempels Higashi-Hongan-ji ganz in der Nähe in zwei Schulen aufgeteilt. Dieser Tempel bietet das beste Beispiel für die Architektur der Momoyama-Zeit (1568-1600) in Kyoto und verfügt über große Gebäude, aufwändige Tore mit goldenen Zierstreifen, vergoldete Altäre, bemalte Statuen und zahlreiche andere Objekte, die zu den Staatsschätzen zählen, darunter die älteste No-Bühne in Japan.
- Tempel Kozan-ji
Ursprünglich gab es hier einen Bergtempel, der in der Nara-Zeit (710-784) erbaut wurde. Als der abgedankte Kaiser Gotoba 1206 bei einem Priester namens „Myoe“ Hilfe suchte, wurde der Tempel von ihm wieder hergerichtet. Die Kaiserhalle und Myoes Residenz sind bis heute erhalten geblieben. Seine Residenz, mit Strohdach und Schindeln, ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die Architektur der Kamakura-Zeit (1185-1333).
Das Gelände umfasst auch das älteste Teefeld Japans, das von Myoe angelegt wurde. Unter den Tempelschätzen befindet sich auch das „Choju Jinbutsu Giga“ („Lustige Bilder von Mensch und Tier“), ein berühmtes Gemälde mit Fröschen, Affen, Vögeln und Kaninchen, die mit weltlichen Angelegenheiten beschäftigt sind.
- Tempel Toji
Der Toji-Tempel wurde im Jahr 794 in Umsetzung eines kaiserlichen Dekrets zum Schutz der
Stadt errichtet. 823 ging der Tempel vom Kaiser Saga in den Besitz von Kobo-Daishi über, dem Begründer der Shingon-Sekte. Der Hörsaal verfügt über 21 markante Mandala-Bilder, in denen die Lehren der Shingon-Sekte zum Ausdruck kommen. Seine 57 Meter hohe fünfstöckige Pagode ist seit langem ein Wahrzeichen der Stadt. Jeden Monat am 12. findet auf dem Tempelgelände ein großer Flohmarkt statt.
- Tempel Kinkaku-ji (Goldener Pavillon)
Der scheidende Shogun Ashikaga Yoshimitu (1358-1409)erbaute das Gebäude als Wohnsitz. Das mit Blattgold verzierte Gebäude wurde kurz nach seinem Tod in einen Zen-Tempel umgewandelt. Dieser Pavillon besteht im Wesentlichen aus drei Geschossen unterschiedlichen Stils, umringt von Rundbalkonen. Das untere Geschoss wurde im Palast-Baustil der Fujiwara-Zeit („Shinden-zukuri-Stil“) gebaut, das erste Geschoss im Stil von Samurai-Häusern („Buke-zukuri-Stil“). Das zweite Geschoss entspricht dem Stil chinesischer Zen-Tempel („Karayo-Stil“). In diesem reich verzierten Stockwerk mit den halbrunden Fenstern befinden sich verschiedene Bodhisattva-Bildnisse. Die Dächer sind leicht nach außen geschwungen, im Stil der Pagoden. Der Tempel wurde im Jahr 1955 wieder aufgebaut.
- Tempel Ginkaku-ji
Ginkaku-ji ist die übliche Bezeichnung für den Tempel Jisho-ji, der zur Shokoku-Schule der Zenbuddhistischen Rinsai-Sekte gehört. 
Das Gebäude wurde ursprünglich in der Muromachi-Zeit (1392-1573) als Alterssitz für den Shogun Ashikaga Yoshimasa entworfen, er wurde nach dem Vorbild des Schwestertempels Kinkaku-ji gestaltet. Der Ginkaku-ji wurde jedoch nie versilbert, und das Hauptgebäude blieb unbemalt und braun. Auf seine Art symbolisiert der Tempel die japanische Vorstellung, dass Schönheit auch in einfachen Dingen liegen kann.
Yoshimasa verbrachte im Alter viel Zeit hier, um sich der Teezeremonie und anderen Künsten zu widmen.
- Tempel Ninna-ji
Das Gebäude war ursprünglich ein Sommerhaus für die kaiserliche Familie, um der sommerliche Hitze im zentral gelegenen Palast zu entfliehen. Es erfolgte die Gründung als Tempel im Jahr 886 durch Kaiser Uda, der hier Oberpriester wurde. Eine fünfstöckige Pagode, ein massives Haupttor, reizvolle Landschaftsgärten, Teehäuser sowie wunderschöne Gebets-und Wohnhallen befinden sich harmonisch auf dem Tempelgelände. Der Tempel ist berühmt für seine spätblühenden Kirschbäume, die jedes Jahr Scharen von Bewunderern anziehen.
- Tempel Saiho-ji (Koke-dera)

Dieser Tempel ist auch als „Koke-dera“ bekannt, was so viel heißt wie „Moostempel“. Mehr als 120 Moosarten finden sich im Garten auf zwei Ebenen, ähnlich einem schönen grünen Teppich mit vielen feinen Schattierungen. Der Saiho-ji wurde auf den Ruinen eines antiken Tempels erbaut, er wurde im Jahr 1339 restauriert und als Zen-Tempel eingerichtet durch den Mönch Muso Soseki, der auch die obere Ebene des Gartens entworfen haben soll. Wer den Tempel besichtigen möchte, muss sich im Voraus mit einer Reservierungsanfrage an den Tempel wenden.
- Tempel Ryoan-ji
Der Tempel Ryoan-ji ist berühmt für seinen Steingarten, den berühmtesten in ganz Japan, der sich jedem Versuch einer Beschreibung entzieht. Umgeben von einem Erdwall, scheinen fünfzehn sorgfältig angeordnete Felsen in einem Meer von geharkten weißen Kiesen zu treiben. Eine Aussichtsplattform direkt über dem Garten bietet den Besuchern einen ungehinderten Blick über den Garten. Alle fünfzehn Steine kann man allerdings aus keinem Blickwinkel sehen. Dieser Tempel wurde 1450 von Hosokawa Katsumoto erbaut, einem Adligen.
- Tempel Tenryu-ji

Der Name „Tenryu-ji“ bedeutet „Tempel des himmlischen Drachen“. Shogun Ashikaga Takauji war der Erzfeind von Kaiser Godaigo. Nachdem der Kaiser gestorben war, sah Ashikaga Takauji im Traum einen Drachen aus dem nahe gelegenen Fluss steigen und er verstand dies als Zeichen, dass der kürzlich verstorbene Kaiser nicht friedlich ruhte. Der Tempel mit seinem Garten wurde 1339 von Ashikaga Takauji errichtet, um die Seele des Kaisers zu besänftigen. Es ist jetzt der Sitz der Rinzai-Schule. Der Hohepunkt des Tenryu-ji Besuchs ist der Zen Garten aus dem 14. Jahrhundert, den der Rinzai-Mönch Muso Soseki entwarf. Der Garten ist ein Meisterstück der Gestaltung und verfügt über einen großen Teich, der die Ahornbäume und die großen, grob gehauenen Felsen in die Umgebung reflektiert. Der Garten macht sich auch das Prinzip der „ausgeliehen Landschaft“ zunutze, wodurch die nahegelegenen Hügel von Arashiyama als nächste Ebene des Gartens erscheinen.
- Schrein Kamigamo-jinja
Dieser Schrein ist einer der ältesten Schreine in Kyoto und geht zurück auf das Jahr 678, vor der Gründung der Hauptstadt Heian-kyo (das damalige Kyoto). Hinter einem großen, orangenen Tor erstreckt sich ein großes, heiliges Wäldchen. Durch den Wald führt ein Weg zur Haupthalle des Schreins, an der zwei klare Bäche zusammenfließen. Zwei Hügel aus weißem Sand neben dem Hauptgebäude dienen als Berge, auf denen die Götter landen können. Seit mehr als 1300 Jahren sind die Rituale in diesem Schrein einer Erntegottheit gewidmet, die im Laufe der Zeit immer mehr als Hüterin der Hauptstadt angesehen wurde. Die Riten im Kamigamo-jinja erhielten daher eine wichtige Bedeutung für die Erhaltung und Bewahrung der Hauptstadt.
- Schrein Shimogamo-jinja
Der Schrein ist der Familienschrein der Familie Kamo, die diese Gegend bewohnte, bevor die
Hauptstadt verlegt wurde. Das Gelände des Shimogamo birgt wunderschöne zinnoberrote Holzhäuser, geschwungene Brücken über die Bäche und mehrere kleinere Schreine. Der Shimogamo-jinja ist der Schwesterschrein des Kamigamo-jinja. Gemeinsam sind die beiden Schreine Träger des Aoi-Matsuri, einer historischen Kostümparade, die zu den drei größten Festen des Jahres in Kyoto gehört.
- Tempel Enryaku-ji
Der Tempel Enryaku-ji gilt als eines der wichtigsten spirituellen Zentren der japanischen Kultur. Diese Klosteranlage liegt auf dem Gipfel des Bergs Hiei-zan. Der Hiei-zan ist ein sehr atmosphärischer Ort mit alten Tempeln und Artefakten, nebligen Schluchten und hohen Zedern. Der Enryaku-ji wurde 788 von dem Priester Saicho auf Wunsch des Kaisers Kanmu gegründet als Station zum Schutz der neu gegründeten Hauptstadt Heian-kyo (jetziges Kyoto) gegen böse Geister, deren Herannahen aus Richtung Nordosten man befürchtete. Nach bescheidenen Anfängen wuchs der Enryaku-ji heran zum Hauptquartier der buddhistischen Tendai-Schule. Zu seinen Hochzeiten verfügte die Anlage über 3000 Gebäude, mit einer Bevölkerung von insgesamt mehreren tausend Mönchen. Die meisten der früheren Führer des japanischen Buddhismus studierten hier, bevor sie ihre eigenen Sekten gründeten. Der Enryaku-ji ist daher ein Schlüsselort für die japanische Geistes- und Religionsgeschichte.