Sumo satt

Sumo-BashoWer wissen möchte, wie Japans Nationalsport Sumo funktioniert, der sollte mal zum Rogoku-Kokugikan fahren. Das Rogoku-Kokukikan ist eine Sporthalle, in der speziell Sumo-Turniere stattfinden. Sie wurde 1985 fertig gestellt. 13.000 Zuschauer finden Platz. Gegenwärtig finden insgesamt sechs Turniere im Jahr an wechselnden Austragungsorten statt, ein Turnier dauert jeweils 15 Tage. Im Kokugikan in Tokio findet dreimal jährlich ein Sumo-Turnier statt. Hatsubasho : das Neujahrsturnier im Januar; Natsubasho : das Sommerturnier im Mai; Akibasho : das Herbstturnier im September. Ein Sumo-Museum ist auch im Gebäude unterbracht.
Wer freie Karten für ein Turnier möchte, sollte sich am Wettkampftag schon ab 7 Uhr an der Halle einfinden. Auch wenn die Hauptkämpfe der Makunouchi Division erst ab 16 Uhr beginnen. Die Nachfrage ist nämlich ziemlich hoch. Wer noch mehr Infos zum Sumo möchte, der ist auf der Webseite der Japan Sumo Association richtig.

Sumo, heute eher Profisport als Kampfkunst, geht auf alte Shinto-Ernterituale zurück. Deswegen ist die starke Bindung an den Shintoismus in vielen Sumo-Ritualen noch erkennbar. Zum Beispiel wirft man Salz vor Beginn des Kampfes. Oder man stampft bedrohlich mit den Beinen auf, um das Böse abzuschrecken.
Ziel des Wettkampfs ist es, den Gegner aus einem sandbedeckten, mit einem Strohseil abgesteckten Kreis, zu drängen oder ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass er den Boden mit einem anderen Körperteil als den Fußsohlen berührt. Die erste Erwähnung des Sumo findet sich in einer Schrift aus dem Jahr 712, dem Kojiki. Danach hat die Geschichte Japans seinen Ursprung in einem Summ-Kampf zwischen zwei Göttern.
Der tatsächliche Ursprung des Sumos ist unklar. Sehr wahrscheinlich kamen zwei Varianten zusammen: Ein erster Ringstil kam aus China, und er war Begleitritual bei Begräbnisfeiern. Ein zweiter Stil stammt aus Südostasien und war ein Begleitritual bei Erntefesten. Im Lauf der Zeit wurden beide Stil miteinander vermischt und zum heutigen, eigenständigen Sumo weiterentwickelt.
Die ersten historisch bezeugten Sumokämpfe wurden 642 am Hof der Kaiserin Kogyoku zur Unterhaltung einer Gesandtschaft aus Korea ausgetragen. Aus dem 8. Jahrhundert ist bekannt, dass Sumo-Kämpfe zur Unterhaltung des Kaiserhofs hauptsächlich in Kyoto veranstaltet wurden. Die Rikishi (Sumo-Kämpfer) stammten aus den Rängen der kaiserlichen Armee. Regelmäßige Veranstaltungen am Hof des Kaisers und die Etablierung erster Regelwerke fallen in die kulturelle Blütephase der Heian-Zeit. Später wurde Sumo auch im Volk ausgeübt, wobei die Kämpfe oft erst mit dem Tod eines der Kämpfer endeten. Da überlegt man sich wahrscheinlich, ob man diese Karriere wirklich einschlagen möchte.
1648 wurde Sumo vorübergehend verboten, weil Sumo durch wilde Kämpfe auf den Straßen, besonders in Edo (Tokyo), zu einem Ärgernis geworden war. 1684 wurde Sumo erneut erlaubt, aber nur unter der Bedingung, dass die Kämpfe öffentlich auf Arealen von Schreinen abgehalten wurden. Die Zuschauer mussten Eintritt bezahlen. Die Einnahmen wurden zur Deckung der Baukosten eines neuen Schreins oder den Renovierungskosten einer Brücke benutzt. Es entwickelte sich zu dieser Zeit eine offizielle Sumo-Organisation, die auf Verfügung der Verwaltung von Edo ab 1719 nur noch aus professionellen Ringern bestand. Das war der Beginn des professionellen Sumos. Es wurde ein offizielles Reglement eingeführt. Danach durften nur 48 Sieg-Techniken beim Kampf benutzt werden. Aus diesem Sumo hat sich das moderne, gegenwärtige Sumo entwickelt, das gewöhnlich O-zumo (es bedeutet wörtlich „Großes Sumo“) genannt wird.
Außer dem professionellen Sumo gab es in der sinnenfreudigen Edo-Zeit auch Frauen-Sumo. Zuerst traten die Kämpferinnen wie ihre männlichen Kollegen nur mit einem Lendentuch bekleidet auf, dann verfügte die Obrigkeit ein züchtigeres Trikot. Zum Ende der Shogunats-Regierung hin, war dann Sumo erst mal out. Erst 1884 ließ der Meiji-Kaiser dann erneut ein Sumoturnier veranstalten. Der Kaiser war nämlich selbst begeisterter Sumo-Ringer.

Alle Sumo-Ringer gehören zu einem Ringerstall, oder Heya auf Japanisch. Es gibt momentan 54 Ringerställe in Japan. Erfolgreiche frühere Sumo-Ringer gründen und führen oft einen eigenen Stall, nachdem sie zurückgetreten sind. Ein Sumo-Ringer trainiert und wohnt in dem Stall, solange er keinen hohen Rang erreicht hat. Im Alter von etwa 15 Jahren beginnen sie ihre Laufbahn in der untersten Liga. Bis sie die zweite Division erreichen, kriegen sie kein festes Gehalt. Sie erhalten nur Kost, Logis und einen kleinen Turnierbonus. Der Trainingstag ist hart und ziemlich durchgetaktet. Morgens um 5:00 Uhr heißt es aufstehen, dann wird erstmal geübt und trainiert. Die Ringer in der höheren Liga schließen sich dem Training später am Tag an. Um 8:00 Uhr beginnen die jungen Ringer in der niedrigeren Division langsam das Frühstück für alle vorzubereiten. Der spezielle Eintopf, der dabei vorbereitet wird, heisst Chanko-Nabe. Um 11 Uhr wird dann ausgiebig gespeist. Zuerst essen die hochrangigen Sumo-Ringer, und wenn sie damit fertig sind, dürfen die jüngeren essen. Die Jungen kriegen das, was übrig ist. Nach dem Frühstück wird eine Schlafpause eingelegt, denn schließlich muss man die Kalorien in Körpermasse umzusetzen. Ein zweites Essen gibt es dann 18:00 Uhr.

Die meisten japanischen Sumo-Ringer wiegen etwa 110 bis 150 Kilogramm.
Der schwerste Rikishi (Sumo-Ringer) in der Geschichte des modernen Sumo war der Hawaiianer Konishiki, der etwa 260 Kilogramm auf die Waage brachte. Im Sumo gibt es keine Gewichtsklassen. Schlankere (!?) Figuren dürfen sich im Wettkampf daher mit richtig dicken Brocken messen.
Die Ränge (absteigend) sind: Yokozuna, Ozeki, Sekiwake, Komusubi, Maegashira und ein Rang ohne Titel. Worüber viele Japaner traurig sind, ist, dass seit vielen Jahren kein einziger Japaner mehr den höchsten Rang erreicht hat. Stattdessen gibt es drei Mongolen im Yokozuna-Rang: Hakuho, Harumafuji, Kakuryuu. Sie dominieren gegenwärtig jedes Sumo-Turnier. Hakuho wird dabei vermutlich als einer der größten Sumo-Ringer aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen. Mit seinen 893 Siegen (Stand Juli 2016) steht er an der Spitze der Sumo-Ringer aller Zeiten. Und es sieht nicht danach, dass er bald in Rente gehen wird.

Keiko Onozuka

 

Veröffentlicht in: Tokio

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