Japaner sind relativ locker im Umgang mit den Religionen. Mit anderen Worten: es gibt in Japan viele Personen, die keinen festen Glauben haben.
Aber das bedeutet nicht, dass den Japanern den Begriff „Gott“ fremd ist, die Japaner fassen den Begriff „Gott“ vielmehr sehr weit. Vermutlich ist diese Einstellung auf den Einfluss des Shintoismus mit seinen zahlreichen Naturgöttern zurück zu führen.
Die meisten Japaner können ohne Problem in einem natürlichen Wesen oder Phänomen einen Gott sehen. Manche halten Bäume für Gott, und andere beten die Sonne als Gott an. Diese langjährige Tradition, in einem oder mehreren Naturwesen Gott zu finden, hat verhindert, dass Japaner an einer einzigen Glaubensrichtung anhängen.
Trotzdem besuchen Japaner ab und an, besonders zu Neujahr, einen Schrein oder einen Tempel, um für das Glück und für die Gesundheit zu beten. Viele junge Japaner wollen nicht in einer Hochzeitshalle, sondern in einer katholischen Kirche heiraten. Wenn man stirbt, wird man oft auf buddhistischer Art beerdigt. Obwohl viele Japaner keine feste alltägliche Verbindung zum Buddhismus haben, gehören die meisten japanischen Familien zu einem buddhistischen Tempel, wo sie das Familiengrab haben. Diese Verbindung zu einer bestimmten buddhistischen Schule hat historische Gründe: In der Edo-Zeit wurde nämlich ein System eingeführt, wonach sich alle japanischen Familien bei einem buddhistischen Tempel registrieren mussten. Dahinter steckte die Absicht, das Christentum zu verbannen. Dieses System blieb auch nach der völligen Zrückdrängung des Christentums bestehen und diente dazu, das Volk zu kontrollieren. 1873 wurde das System zwar abgeschafft, aber sein Einfluss wirkt bis auf den heutigen Tag nach.