Drei spirituelle Herzen auf der Kii-Halbinsel, Kumano, Koyasan und Yoshino & Omine und drei Pilgerwege, die diese altbewährten religiösen Zentren miteinander verbinden, wurden im Jahr 2004 zum UNESCO Welterbe erklärt. Diese Pilgerwege, allgemein „Kumano Kodo“ genannt werden, sind zusammen mit dem Pilgerweg zum „Santiago de Compostela“ in Spanien einer der beiden einzigen Pilgerwege weltweit, die den Status des Welterbes haben. Ihre Geschichte geht über 1.000 Jahre zurück.
Auf der Pazifikküste, östlich von der Osaka-Bucht, befindet sich die größte Halbinsel Japans, die Kii-Halbinsel. Auf dieser Halbinsel findet man nur wenige flache Ebenen. Seit Jahrtausenden wird diese Bergregion als mystische heilige Gegend, in der die Götter der Natur leben, betrachtet. Nachdem der Buddhismus aus China in Japan eingeführt worden war, wurde diese Bergregion als Ausbildungsort benutzt und damit zum religiöses Heiligtum.
Yoshino und Omine wurden die Hochburg der Shugendo-Sekte. Die Shingon-Schule, die der berühmte Mönch Kukai, gründete, errichtete ihren Stützpunkt in Koyasan. Auch wurde Kumano seit Anfang der Heian-Zeit (794-1185) als der Himmel auf Erden verehrt. Die Mitglieder des Kaiserhofes traten die 30 -40 tätige beschwerliche Reise von der damaligen Hauptstadt Kyoto in die abgelegene Gegend an, um diese Heilige Stätte zu besuchen. In Kumano wurden Kumano Sanzan, die drei Großschreine sowie der Tempel Nachisan Seiganto-ji errichtet.
In der früheren Heian-Zeit verbreitete sich der Kumano-Glaube ausgehend von der Kaiserfamilie und den Aristokraten über die Samurai. Es kamen so viele Menschen, dass der Pilgerweg bekannt wurde als „Ameisenmarsch nach Kumano“. Der Kumano-Glaube war einzigartig in Japan, weil er allen, unabhängig von Klasse und Geschlecht, allen Menschen offen stand und auch Behinderte willkommen hieß. Heute gibt es etwa 3.000 Kumano-Schreine in Japan.
Die heiligen Stätten, die als Kumano Sanzan bekannt sind, bestehen aus dem Großschrein Kumano Hayatama-Taisha (Shingu), dem Großschrein Kumano Nachi-Taisha und dem benachbartem Tempel Nachisan Seiganto-ji (Nachi-Katsuura) sowie dem Großschrein Kumano Hongu-Taisha (Tanabe). Beschreibungen der Landschaften und heiligen Stätten der Region sprechen oft von einer mysteriösen Aura, die, so sagt man, von den unterschiedlichen Ursprüngen und Praktiken der Verehrung der Natur herrühren. Ungeachtet der Unterschiede, die sich auch in der Architektur niederschlagen, existieren diese seit jeher im Einklang mit ihrer Umwelt.
Kumano Sanzan verbindet den schintoistischen und buddhistischen Glauben zu einem ganz speziellen Glauben, den man Shinbutsu-shugo nennt (wörtlich: Die Konvergenz von Buddhismus und Shintoismus). Die Vorstellung, dass Gottheiten (Kami) in allen Dingen auf der Erde präsent sind, ist seit jeher tief in der japanischen Kultur verwurzelt. Als der Buddhismus im 6. Jahrhundert nach Japan kam, wurden die Shinto- Gottheiten mit den unterschiedlichen Manifestationen von Buddha gleichgesetzt. So entstand Shinbutsu-shugo.
Über die letzten 10 Jahrhunderte sind Menschen aus allen Gesellschaftsschichten in die ruhigen Kii-Berge gereist und den unterschiedlichen Pilgerrouten zu dem Kumano Sanzan-schrein gefolgt. Die Hauptroute, Nakahechi-Route, verläuft zwischen Tanabe und Kumano Hongu-Taisha. Die Ohechi-Route verbindet Tanabe und Kumano Nachi-Taisha, und durch die Kochechi-Route kann man vom Kumano Hongu-Taisha zum Koyasan (am Fuß des Berges) gelangen. Außer diesen drei Routen, gibt es noch die Iseji-und die Choishi-michi-Route. Die Choishi-michi Route bringt Pilger vom Fuß des Koyasan zum Zentrum der Kongobuji-Tempel. Dieser 24 Kilometer lange Weg wurde auch von Kukai gebaut. Darüber hinaus gibt es noch die Yoshino & Omine-Route, ein abgelegener und trügerischer Bergpfad, der für asketische Praktiken von der Shugendo-Sekte genutzt wird und nur erfahrenen Wanderern zu empfehlen ist.